Kammersängerin Erna Sack starb 1972 - Heimat- und Geschichtsverein Heuchelheim-Kinzenbach e.V.

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Vor 50 Jahren, in 1972, verstarb Kammersängerin Erna Sack, die „Deutsche Nachtigall“

Erna Sack wurde als Erna Weber in 1898 in Berlin-Spandau geboren. Die Sängerin mit der außergewöhnlichen Stimme verstarb vor 50 Jahren in Wiesbaden, wo auch 1932 ihre internationale Opernkarriere begann. Erna heiratete, 23 Jahre jung, 1921 den aus Heuchelheim stammenden Hermann Sack, der hier in der Wilhelmstr. 16/Ecke Mittelstr., als viertes Kind der Eheleute Heinrich und Luise Sack geb. Steinmüller geboren und zusammen mit seiner Schwester Luise und den beiden Brüdern Friedrich und Heinrich aufgewachsen war. Kennengelernt hatten sich Erna und Hermann im Waffen- und Munitionsbeschaffungsamt in Berlin, wo Erna als Schreibkraft und Telefonistin beschäftigt war und Hermann als junger Offizier zu tun hatte. Ihre Gesangsausbildung erhielt Erna in Prag und Berlin. Ihr Ehemann Hermann wurde ihr Mentor und Manager. Über Engagements an der Charlottenburger Oper und dem Stadttheater Bielefeld kam sie nach Wiesbaden. Die Arie der „Königin der Nacht“ aus Mozarts Zauberflöte verlangt z. B. stratosphärisch hohe Töne zu singen, das sogenannte dreigestrichene F, was bereits eine enorme stimmliche Leistung der Koloratursopranistinnen erfordert. Aber gleich noch drei Ganztöne höher schaffte es Erna Sack, die schon früh die „Deutsche Nachtigall“ genannt wurde. Erna Sack konnte Töne über dem viergestrichenen C singen, was beispielsweise ihren Zeitgenossen Richard Strauss so begeisterte, dass er die Rolle der Zerbinetta in seiner Oper „Ariane auf Naxos“ für sie noch um einige Zusatzkoloraturen ergänzte. Manche bezeichneten das als „Zirkusakrobatik“. Sie sang Donizetti, Rossini, natürlich die „Königin der Nacht“ und die „Olympia“ in „Hoffmanns Erzählungen“. Auch die leichtere Muse  war für sie kein Problem, wie z. B. Die Operette „Die Schöne Galathée“ von Franz von Suppé oder der „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauß, den sie im Film „Blumen aus Nizza“ sang – ein wirklich artistisches Stückchen. Sie besang zahlreiche Schallplatten und spielte an der Seite von Johannes Heesters in der Operettenverfilmung “Nanon“. Die Kritik bescheinigte ihr damals „bezaubernde Schönheit, sprühendes Temperament und eine wundervoll geschliffene Stimme“. Von Wiesbaden wechselte sie nach Breslau und dann nach Dresden, gastierte fortan in ganz Europa und unternahm 1936 eine Nordamerikatournee. Nach dem Krieg unternahm sie eine fünfjährige Welttournee, die sie durch Südamerika, Australien, Neuseeland, Japan, Südafrika und Kanada führte. Die Presse Brasilien schrieb: „ Der brillanteste Sopran der Welt ist zu uns gekommen“. Allein in Rio sind elf Konzerte von ihr alle bereits vorher ausverkauft. „ Das „Wunder aus Germany“ sang in der Carnegie Hall in Neu York und lebte auch einige Jahre in Kanada, bevor sie nach Deutschland, zunächst ins bayrische Murnau in ein großes Anwesen direkt am Staffelsee, zurückkehrte.
 
Drei Konzerte hat Erna Sack hier im Heimatort ihres Ehemannes gegeben. Das erste Mal im Jahre 1935 war Pfarrer Ludwig Weisel der Initiator und es wurde für das damalige rund 3000 Einwohner zählende Dorf ein Ereignis, wie es dies noch nicht erlebt hatte. Zwei weitere Konzerte folgten nach dem Krieg in den 50-er Jahren. Jedes Mal war die Heuchelheimer Turnhalle mit jeweils ca. 1000 Besuchern mehr als voll besetzt, die Sängerin wurde begeistert gefeiert und die erbetenen Zugaben wollten kein Ende nehmen.
 
Im Jahre 1966 zogen Erna und Hermann Sack nach Wiesbaden in eine Villa in der Händelstraße um und somit in die Stadt, in der ihre internationale Opernkarriere begonnen hatte. Die Wiesbadener Zeitung berichtete davon unter dem Titel „Die singende Nachtigall ist heimgekehrt“. Es folgten noch einige Fernsehauftritte, bevor sie sich ins Privatleben zurückzog. Sechs Jahre nach ihrer Übersiedlung nach Wiesbaden starb sie während einer Krebsoperation und wurde auf dem dortigen Südfriedhof beigesetzt. Ihr Ehemann Hermann überlebte sie noch einige Jahre.
 
Durch einen Artikel in der Wiesbadener Zeitung erfuhren wir vom Kulturring (jetzt Heimat- u. Geschichtsverein), dass zwei Opernfreunde aus Wiesbaden sich ehrenamtlich um die Pflege des Grabes der Eheleute Erna u. Hermann kümmern (Nachkommen waren keine vorhanden). Noch während Bestehends des hiesigen Theaterkreises haben Ingrid u. Werner Rinn sofort Kontakt zu diesen beiden Opernfreunde aufgenommen und es bestehen insoweit laufend beste Verbindungen, auch durch Bildnachweise über den guten pflegerischen Zustand des Grabes.
 
Auf Antrag des Kulturrings wurde von der Gemeinde im Neubaugebiet Bölz eine Straße nach der Kammersängerin Erna Sack benannt. So besteht, in Erinnerung an die Verbindungen nach Heuchelheim und die begeisternden Auftritte der Sängerin in unserer Turnhalle, nicht nur eine Erna- Sack-Straße in Berlin, sondern auch eine bei uns in Heuchelheim.
 
Im Jahre 2007 hat der Kulturring  unter dem Titel „Kammersängerin Erna Sack – die deutsche Nachtigall“ eine 75-seitige Broschüre über das Leben und die Erfolge von Erna Sack herausgegeben. Soweit der Vorrat reicht, kann diese Broschüre auf dem Martinsmarkt am Stand des Heimat- und Geschichtsvereins in der Kirchstr. 14 für 5.- € erworben werden. Zwei der zahlreichen Bilder der Broschüre sind nachstehend zu sehen. Vielleicht erkennen sich einige der Kinder jetzt nach über 70 Jahren wieder.  
Online seit dem 27.12.2020
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