Straßen mit dem Namen "Ludwig" in Heuchelheim
Nach der Anlegung der Ludwigstraße um 1900 wurden später in Heuchelheim noch drei weitere Straßen mit dem Vornamen Ludwig benannt bzw. angelegt. Um 1900 wurde zur Dorferweiterung die Ludwigstraße ausgehend von der Kreuzung Brauhausstraße/Gartenstraße (heute Jahnstraße - diese Kreuzung wird in Volksmund „Deppemaad“ = Dippemarkt genannt) als neue Dorfstraße in Richtung Geiersberg/Bahnstraße angelegt. Die aus Steinen gebauten Wohnhäuser weisen einen einheitlichen Baustil auf und waren meist mit Scheune und Nebenbau versehen. Ursprünglich war noch eine Straße bzw. Gasse ausgehend von der Gießener Straße (etwa in Höhe der Friedrichstraße) über die Wilhelmstraße und die Ludwigstraße bis zur oberen Brauhausstraße geplant. Dies wurde jedoch nur teilweise mit der Mittelstraße (im Volksmund auch „Dreihäusergass“ genannt) zwischen der Wilhelmstraße und der Ludwigstraße verwirklicht. Am östlichen Ende der Ludwigstraße wurde an der Ecke zur Bahnstraße eine Gastwirtschaft mit Saal und Wohnung errichtet, die heute noch als „Ludwigsburg“ existiert. Die Straße wurde nach Ludwig III. benannt, der als Großherzog von Hessen-Darmstadt fast 30 Jahre von 1848 bis 1877 seine Lande – wozu auch Heuchelheim gehörte – regierte. Ergänzend sei bemerkt, dass die 1906 angelegte Ernststraße nach dem zu dieser Zeit letzten bis 1918 regierenden Großherzog Ernst Ludwig benannt werden sollte. Um eine Verwechslung mit der Ludwigstraße zu vermeiden, hat man damals einfach den zweiten Namen Ludwig weggelassen. Es ist überliefert, dass ein Mitglied des Gemeinderats anlässlich der Namensgebung Ernststraße gesagt haben soll: „Wir haben schon so viel Spaß mit dieser Straße gehabt; wir sollten sie deshalb Ernststraße nennen“.
Später wurden in Heuchelheim erneut drei Straßen angelegt, die im Namen auch den Vornamen Ludwig tragen und zwar:
1. Der Sandweg (Sanderweg) wurde im Jahre 1933 nach dem Zigarrenfabrikanten und Heuchelheimer Ehrenbürger Ludwig Rinn in Ludwig-Rinn-Straße umbenannt. Die Ludwig-Rinn-Straße wurde inzwischen durch Anlegung des Gewerbegebietes Heuchelheim-Süd bis zur L 3359 (verlängerte Bachstraße) weitergeführt. Im Südosten der Ludwig-Rinn-Straße befindet sich seit den Sechzigerjahren der Silbersee. Die Lahn, die bis um 1980 in einem Bogen näher an der Heuchelheimer Ludwig-Rinn-Straße vorbeifloss, wurde begradigt und fließt heute weiter südlich in Richtung der Heuchelheimer Lahnbrücke.
2. Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1953 mit der Stadt Gießen ein Gemarkungstausch vorgenommen. Das Gebiet östlich der Rodheimer Straße von der Umkuhr (Ludwig-Schneider-Weg im Stadtgebiet Gießen) bis kurz vorm Windhof (Firma Schunk) gegen Wiesengelände beiderseits der Lahn westlich der Heuchelheimer Lahnbrücke eingetauscht. In dem Gebiet westlich des Kropbachs wurde ein neues Wohngebiet geschaffen und dort neben der Kropbachstraße auch die Ludwig-Schunk-Straße angelegt. Die Ludwig-Schunk-Straße, die nach dem Gründer der Firma Schunk & Ebe, heute Schunk Group, benannt wurde, ist später verkürzt worden und es wurde an dem nördlichen Ende der Ludwig-Schunk-Straße der Gleiberger Weg angelegt.
3. Im Neubaugebiet „Bölz“ wurde im 2. Bauabschnitt 2016 eine neue Straße angelegt, die von der Schubertstraße in Richtung Plattweg führt. Diese Straße wurde nach dem früheren hier von 1933 bis 1949 tätigen evangelischen Pfarrer Ludwig Weisel benannt. Ludwig Weisel brachte bereits 1933 unter dem Namen „Heuchelheimer Heimat- und Gemeindeblatt“ das erste Heuchelheimer Gemeinde-Informationsblatt (auch Blättchen genannt) heraus. Es musste leider 1941 sein Erscheinen einstellen, da es nicht unter den Begriff „kriegswichtige Produktion“ fiel. Bekannt wurde Pfarrer Ludwig Weisel auch durch die in 1936 erfolgte Herausgabe des Heuchelheimer Liederbuchs „Wie‘s klingt und singt - rund um Gießen bis hin in die Wetterau und hinauf zum Vogelsberg“. Das weit verbreitete Buch verzeichnet 211 Volkslieder.
Heimat- und Geschichtsverein Heuchelheim-Kinzenbach e.V. Arbeitskreis Ortsgeschichte